03. - 06.06.2022 - Bericht über eine Seekajaktour nach Spiekeroog (Pfingsten 2022)

 

Von wandelnden Messstationen und kräftigen Böen

Helga Sennin (Text) und Siegfried Jahnke, Helga Sennin, Silke Dorn (Fotos)  

 

Eigentlich sollten sich Reiseerinnerungen auf ein Erlebnis konzentrieren aber auf unserer Spiekeroog-Paddeltour passierten so viele aufregende Dinge, dass man sie einfach erwähnen muss. Bei strahlendem Sonnenschein machten wir (Andrea, Andreas, Christian und Ines, Brigitte, Olaf, Peter und ich) uns unter der Obhut von Sigi und seinem Co-Skipper Christian auf den Weg zu unserer Pfingsttour. Ohne störende Fähre und mit ablaufender Tide kamen wir unserem Ziel zügig näher. Wäre da nicht die wandelnde Messstation im Watt zwischen Spiekeroog und Langeoog gewesen, die wie auf Schienen schwebend an mir vorüberzog, und von der ich mich nur mit kräftigen Paddelschlägen loseisen konnte (das Ding wird mich noch in den nächsten Jahren verfolgen!!!).  

 

Bis zum romantischen Sonnenuntergang hatten wir es geschafft unsere Zelte aufzuschlagen und einen ausgedehnten Strandspaziergang zu unternehmen. Die Möwen hatten bereits das Zelt von Ines und Christian entdeckt und sich mit diversen Spezialitäten den Bauch vollgeschlagen. Olafs Stuhl, ein wichtiges Requisit für Paddler, war bereits auf die Vermisstenliste gesetzt. Er tauchte aber, wie von Geisterhand bewegt, am Stand wieder auf. Schnell noch ein Blick auf die Wetterprognose für die nächsten Tage: sie verhieß, es soll ordentlich pusten. Jetzt fehlte nur noch ein abschließender Absacker und den gab es für eine kleine Gruppe Nachtschwärmer in der Dünen-Bar „Old Laramie“.

 

Wir waren aber nicht (nur) zum Trinken, sondern vor allem zum Paddeln ­– sprich Brandungspaddeln – da! Unter der Anleitung von Sigi traute sich frau/man in die brodelnden Wellenberge. Es gab Purzelbäume, Über-schläge und gekonnte Wellentänze. Letztendlich erreichten wir doch alle unversehrt den Strand. Einigkeit bestand allerdings darüber, dass paddeln müde und vor allen Dingen hungrig macht. Sigi hatte zum Glück am Samstag einen Tisch in einer Pizzeria im Ort reserviert. Ein gemütlicher Abend krönte diesen anstrengenden Tag und so manches Erlebte wurde noch mal besprochen und kommentiert.  

 

An Pfingstsonntag lautete das Tourenangebot dann: „Auf, nach Langeroog! Wir besuchen die Meierei!.“ Sigi und Christian lotsten uns über wogende Wellen, ein Wattgebiet und spritzige Brandung sicher an den Strand (das hatten wir ja bereits geübt). Zur Abwechslung durften wir jetzt unsere Boote über den breiten Strand rollern aber dafür stimmten die Koordinaten und das angestrebte Ziel, die „Meierei“ lag nicht weit hinter den Dünen. Uns blieb noch Zeit für eine kleine Stärkung bevor es wieder hieß, rein ins schäumende Nass. Zeigte unsere Gruppe am Abend die ersten Spuren von Müdigkeit, so entschied sich das Wetter genau zum Gegenteil. Der Wind begann langsam richtig aufzudrehen. Zelte wurden gnadenlos geschüttelt, Kleidungsstücke und leichte Campingausrüstung fegten herrenlos über den weiten Zeltplatz.  

 

Sollen wir oder sollen wir nicht! – Das war jetzt die Frage

Das Gepäck und das Zelt an einem wolkenverhangenen und tristen Pfingstmontag einzupacken ist kein Vergnügen. Ebenso der skeptische Blick auf ein unruhiges Meer lässt einen nicht in Reisebegeisterung ausbrechen. Ganz zu schweigen von der Wetterprognose für die nächsten Tage: Es wird nicht besser. Aber wir müssen zurück!  

 

So wurde nochmal geplant und ein für uns optimaler Ablauf für unsere Rückfahrt bei Windstärke 5 bis 6 Bft. aus SSW (also Gegenwind!) festgelegt. (An dieser Stelle vielen Dank an das Organisationsteam). Sigi ließ uns die Boote weit, weit an die für uns günstigste Ablegestelle auf der Insel rollen. Nachdem wir die Brandung hinter uns hatten hieß es zunächst durch hohe Wellen zu paddeln und nochmals paddeln, um die landseitige Sandbank zu erreichen und uns an dieser windgeschützt in Richtung Hafen zu bewegen. Das erste anstrengende Stück werde ich nie vergessen. Neben mich befand sich herrje wieder diese Messstation, die diesmal überhaupt keine Anstalten machte sich zu entfernen. Jedes Mal, wenn ich mich umblickte war dieses gelbe Ding da, dazu kam das Auf und Ab in den Wellenbergen. Ob es zum Schluss die aufbrechende Wolkendecke mit wärmenden Sonnenstrahlen oder das näher rückende Festland war, das uns anspornte, kann ich nicht mehr sagen. Wir kamen unserem Ziel auf jeden Fall immer näher und freuten uns schon auf ein wohlverdientes leckeres Fischbrötchen.  

 

Ein guter Grund, nochmal Spiekeroog zu besuchen!